Pfand-/Gebindeabwicklung

Die Bepfandung von Getränkeleergut ist ein spezielles Thema in Deutschland. So ausgeprägt und komplex wie es in Deutschland umgesetzt wird, gibt es das in keinem anderen Land. Dies zeigt sich insbesondere beim Mehrwegpfand mit unterschiedlichen Pfandsätzen für verschiedene Gebinde verbunden mit der Abhängigkeit, ob ein Endverbraucher oder die Industrie das Pfand zahlt.

Auch das seit Jahren eingeführte Einwegpfand hat seine besondere Komplexität, was die Industrie, den Handel und die Wirtschaftsprüfer in Form von Testaten regelmäßig beschäftigt. Bei den verschiedenen Pfandabwicklungen gibt es viele Gewinner, aber umso mehr Verlierer. Brauereien und Mineralbrunnen haben jahrelang hohe ungeplante Kosten in der Leergutabwicklung akzeptieren müssen. Viele Leergutprozesse haben wegen der Massenabwicklung auch eine große Angriffsfläche für Manipulationen. Daneben sind die internen Prozesse sehr komplex, was wiederum zu bilanziellen Überraschungen führen kann.

Auch steuerliche Betriebsprüfungen haben in den letzten Jahren verstärkt die Prüfung auf die Pfandprozesse gelegt. Zur Zeit soll sich das Bundesfinanzministerium mit dieser Thematik beschäftigen und es wird ein neues BMF-Schreiben zur Pfand-/Gebindeproblematik noch in 2018 erwartet.

Gegenüber der in der Vergangenheit gelebten Umlaufmethode hat sich mittlerweile die Bestandsmethode für die Rückstellungsermittlung durchgesetzt. Hier sind aber alle logistischen Prozesse sowie Materialprozesse sauber zu definieren und abzuwickeln.

Bei Einwegpfand sind auch einige Besonderheiten zu beachten. Hier führt der uneinheitliche Pfandkreislauf zu teilweise nicht gewünschten Ergebniseffekten. Zudem sind die Pfandschlupfquoten immer in Diskussion, weil von diesem “Ertragskuchen” jeder etwas abhaben möchte.

Um Sicherheit in der Pfandabwicklung zu erreichen, sind alle Materialprozesse (Voll-/Leergut), relevante IT-Systeme (ERP, Lagerverwaltungssystem), Stammdatenstrukturen, Einkaufsprozesse oder die Bestandsfortschreibung zu dokumentieren und zu analysieren. Außerordentlich wichtig ist auch, dass ein Monitoring-System installiert ist und ein intaktes internes Kontrollsystem existiert. In diesem Zusammenhang kann man auch die bilanzielle Behandlung der Gebinde wirtschaftlich optimieren.

10. Juli 2018